2010 - Das Werk
Unser Jubiläum 2010 – Informationen rund um unsere Aufführung des „Requiem“ von Karl Jenkins
Das „Requiem“ von Karl Jenkins ist ein Werk für Chor, Solisten und Orchester und wurde am 2. Juni 2005 in der Southwark Cathedral in London uraufgeführt. Im selben Jahr wurde Karl Jenkins durch die englische Königin Elisabeth II. für seine Verdienste um die britische Musik mit dem Orden des Britischen Empire ausgezeichnet.
Dieses Werk weist insgesamt 13 Sätze auf (in der japanischen Kultur eine göttliche Zahl, der besonderer Segen zuteilwird) und zeichnet sich besonders dadurch aus, dass einige Textelemente des „normalen“ lateinischen Requiem-Textes ersetzt werden durch japanische Haiku bzw. mit diesen kombiniert werden. Es enthält auch die von Fauré und Duruflé eingefügten bzw. hervorgehobenen „Extra-Sätze“ „Pie Jesu“ und „In paradisum“.
Den Text der 13 Sätze samt deutscher Übersetzung finden Sie hier.
Karl Jenkins zu seinem „Requiem“
Karl Jenkins äußert sich zu diesem Werk unter anderem wie folgt:
„Grundsätzlich habe ich die üblichen lateinischen Texte verwendet, aber, indem ich wie üblich die Verbindung zu anderen Kulturen suche, habe ich auch fünf japanische Haiku-'Todes'-Gedichte eingefügt. Solche Gedichte verwenden üblicherweise Bilder aus der Natur, drücken nur einen Gedanken (Idee) aus und bestehen aus 17 Silben in drei Zeilen in der Aufteilung 5 - 7 - 5. Wie man aus dem Text entnehmen kann, ist in der japanischen Sichtweise der natürliche Wasserzyklus synonym mit dem Leben ... Für die Instrumentation dieser Haiku-Gesänge habe ich die traditionelle japanische Flöte, die Shakuhachi, verwendet. An anderen Stellen habe ich, wie bei mir üblich, ethnische Trommeln (z.B. die arabische Darabuca, die japanische Daiko und Rahmentrommeln) verwendet, aber auch einen Hip-Hop-Rhythmus im 'Dies irae'. Diese Arbeit ist meinem verstorbenen Vater gewidmet, Musiker und Inspiration.“ (Klavierauszug zum Requiem, Übersetzung durch Rainer Kunze)
Anmerkungen zu Jenkins‘ „Requiem“
In zwei der Haiku-Sätzen hat Jenkins die westlichen (lateinischen) und die asiatischen Texte miteinander verwoben. So enthalten „Having Seen The Moon“ und „Farewell“ das „Benedictus“ bzw. das „Agnus Dei“ des Mess-Ordinariums. Die beiden westlichen Texte hat er als geistliche Gesänge für Männerstimmen geschrieben und damit als einen Kontrapunkt zu den von Frauen gesungenen japanischen Texten.
Alle Haiku-Gesänge werden musikalisch mit fernöstlichen Melodien interpretiert und können (wie der lateinische Text des Requiems auch) als Auseinandersetzung mit dem Tod verstanden werden. Durch die Fremdartigkeit sowohl des Textes als auch der Musik laden sie die Zuhörer dazu ein, die geäußerten Gedanken nachzuvollziehen, sie auf sich wirken zu lassen und sich eigene Gedanken über den Tod und über das Leben zu machen.
Mit seinem weltweit erfolgreichen Requiem beweist Karl Jenkins, dass er die sakrale Aura uralter religiöser Texte in ganz neue, aber emotional unmittelbar ansprechende Töne zu kleiden weiß.
Rainer Kunze, 2010
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